Wie die Energiewende vor Ort konkret umgesetzt werden kann, war Thema einer Informationsveranstaltung des Ortsverbands der Grünen in Lenggries. Vor rund 30 Gästen stellte Stefan Drexlmeier von der Bürgerstiftung Energiewende Oberland den Istzustand und eine detaillierte Potentialanalyse für erneuerbare Energienutzung im Oberland vor. Gerade bei Photovoltaik und Windenergie besteht ein hohes Potential den aktuellen Strombedarf vor Ort nachhaltig zu erzeugen. Dies biete neben den ökologischen Vorteilen die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Wertschöpfung von mehreren hundert Mio. Euro in der Region zu erhalten, die bisher an große Energieunternehmen abfließt. Beim Wärmebedarf dagegen besteht laut Drexlmeier deutlich weniger Potential in erneuerbare Energien, so dass hier die Einsparung das Hauptziel sein muss. Dies müsse vor allem durch Sanierungen im Altbestand geschehen.
Klaus Koch (Grüne), 3. Landrat des Landkreises Bad-Tölz Wolfratshausen kam nicht: „um hier Frust zu verbreiten“, merkte in seinen Ausführungen aber an, dass mit den bisherigen Investitionen und Anstrengungen die vom Landkreis und den Gemeinden gesteckten Klimaziele bis 2035 nicht erreichbar sind. Die Bevölkerung im Oberland wünscht sich die Energiewende, Großprojekte wie Photovoltaikfreiflächen, Blockheizkraftwerke in der Nachbarschaft werden aber abgelehnt. Diese These bestätigte auch Drexlmeier mit einer repräsentativen Umfrage im Oberland. Koch appellierte daher an die Kommunen, durch die Schaffung von entsprechenden Bauleitplanungen die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien zu verbessern und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Diese positiven Erfahrungen sprechen sich dann auch schnell herum und finden private Nachahmer.
Klaus Hanus vom Ortsverband der Grünen in Lenggries merkte an, dass die Klimawende nicht nur theoretisch diskutiert werden dürfe, sondern dass es die Handwerker sind, die diese erst möglich machen. Wenn die Rahmenbedingungen für kleine und mittelständische Betriebe in den Regionen verbessert werden, ist dies auch Klimaschutz. Viele Betriebe in der Region arbeiten beispielsweise mit regionalem Holz als Werkstoff. Trotzdem brauche es auch hier noch weiteres Umdenken. Anstatt klassischer Materialien wie Gipskartonplatten könnte man beispielsweise im Trockenbau mit vergleichbarem Aufwand Strohbauplatten verbauen. Möglichkeiten gäbe es hier viele.
In der offenen Diskussion, die der Kreisvorsitzende der Grünen Andreas Wild leitete, stellten sich zusammen mit den Referenten auch die lenggrieser Gemeinderäte Nadia Tretter und Roman Haehl den Fragen der anwesenden Gäste. Der Schwerpunkt der Fragen und Diskussion lag auch hierbei bei der Rolle der Gemeinde in der Energiewende. Die von den Zuhörern angebrachten Anregungen reichten von der Frage der Energieabhängigkeit der Gemeinde bis hin zu möglichen Fördermöglichkeiten.