Bericht zum Tag der Pflege

Die Grünen beim Tag der Pflege: v.l.n.r.: Melanie Grünewald, Pflegedienstleiterin und OV-Sprecherin Geretsried, Teresa Wimmer, Kreisrätin, Karl Bär, MdB, Barbara Schwendner, Kreisrätin, Maria Demmel, Kreisrätin

„Mit dem Thema Pflege beschäftigen sich die meisten Menschen erst, wenn es sie selbst betrifft, aber dann ist es eigentlich schon zu spät“. Diese und ähnliche Aussagen hörten wir öfters am ersten Tag der Pflege, der am Samstag, den 22. Oktober 2022 im Kloster Benediktbeuern stattfand.

Der Tag der Pflege entstand aus einer Idee der Grünen Kreisrätinnen Barbara Schwendner und Mechthild Felsch. Bereits 2019 stellten sie einen umfassenden Antrag zu einem „Aktionsplan Pflege“ im Ausschuss für soziale und kulturelle Angelegenheiten. Ein wichtiger Punkt des Aktionsplans war die Ausrichtung eines Fests der Pflege, mit dem die Pflegenden bei uns im Landkreis Anerkennung und Wertschätzung erhalten sollten.

Statt eines Fests der Pflege stellte die CSU-Kreistagsfraktion dann einen Antrag für einen Tag der Pflege, bei dem es in Workshops und Vorträgen um die Zukunft der Pflege gehen sollte. Schließlich wurde das Kreisbildungswerk mit der Organisation des Tages des Pflege beauftragt und erstellte ein umfangreiches Programm für den 22. Oktober 2022 von 10:30 bis 17 Uhr. Dabei sollte es auch um Dank und Anerkennung für Pflegende, sowohl berufliche Pflegekräfte wie pflegende Angehörige, gehen. So gab es auch einige Wellness-Angebote parallel zu den Informationsangeboten.

Im Audimax der katholischen Stiftungshochschule konnte man Vorträge zu Themen wie „Resilienz für Pflegende“, „zukunftsorientiertes Bauen“ und „Wie Pflege in anderen Ländern funktioniert“ besuchen. Auch stellten sich an Infoständen diverse Institutionen wie zum Beispiel die AOK, die Caritas, die Beratungsstelen des Landratsamts und Bayern barrierefrei vor. Zusätzlich konnten pflegende Angehörige in der „kleinen Pflegeschule“ von Fachkräfte Hilfe und Beratung für ihren Alltag erhalten.

Im Keynote-Vortrag zum Thema „Wie geht’s weiter mit der Pflege?“ zum Auftakt des Tages nannte Wolfgang Wittmann, Geschäftsführer der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, einige interessante Zahlen. So gab es 3.700 Pflegebedürftige 2017 im Landkreis, das entspricht 2,9 % der Bevölkerung. 25,6 % sind in stationärer, 20,2% in ambulanter und 53,8% häuslicher Pflege. Die Tendenz geht aber mehr zur stationären Pflege. Deshalb werden uns bis 2030 über 300 stationäre Pflegeplätze sowie weitere Plätze für ambulante und Kurzzeitpflege fehlen. Pro 100 Pflegebedürftige sind 31 Pflegekräfte nötig. Wie das in Zukunft zu bewältigen ist, wurde in der sogenannten Zukunftswerkstatt diskutiert.

Vertreter*innen aus den Bereichen berufliche Pflege, pflegende Angehörige, Politik und Verwaltung erarbeiteten Ideen für die Verbesserung und Zukunftsgestaltung der Pflege bei uns im Landkreis. Folgende drei Punkte wurden bei der Abschlusspräsentation vorgestellt: Erstens brauche es eine Lobby für die Pflege. Zweitens muss die Bürokratie abgebaut werden. Dafür wurde konkret vorgeschlagen  einen „Pflegeleuchtturm“ in den Kommunen zu etablieren, also eine Ansprechperson für alle Anliegen rund um das Thema Pflege. Drittens geht es darum die allgemeinen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Pflegenden nachhaltig zu verbessern. Dazu gehört die Schaffung von sozialem Wohnraum, eine angemessene Bezahlung und Kinderbetreuung, die auch für Schichtdienst zur Verfügung steht.

Zum Abschluss des Tages gab es noch eine Podiumsdiskussion mit dem Landrat, Vertreter*innen der Kreistagsfraktionen, für uns Barbara Schwendner, unserem Grünen Bundestagsabgeordneten Karl Bär und dem Inklusionsbeauftragten Ralph Seifert. Barbara sprach sich dafür aus, dass der Landkreis offensiver in die Gemeinden geht und das Thema Pflege dort konkreter angegangen wird. Auch betonte sie, wie wichtig die Schaffung von Wohnraum und die Verbesserung für des ÖPNVs ist, damit es für Pflegekräfte attraktiver wird, langfristig und gerne in unserem Landkreis zu arbeiten. Karl rief die Anwesenden dazu auf, sich untereinander zu organisieren und Vereine zu gründen, um eine Lobby für die Pflege vor Ort zu schaffen.

Insgesamt war der Tag der Pflege eine interessante und gelungene Veranstaltung, die wiederholt werden sollte. Allerdings kamen die Aspekte Dank und Anerkennung, wie wir sie in einem Fest der Pflege umsetzen wollten, zu kurz. Im Sozial- und Kulturausschuss wird es eine Nachbesprechung dazu geben. Wir nehmen vor allem mit, dass es zwar viele Herausforderungen gibt, aber auch viele gute Ideen, die es nun gilt, so schnell wie möglich umzusetzen.