Runder Tisch: Bürger fahren Bürger

v.l.n.r.: Cornelia Riepe (Projekt Bürger fahren Bürger), Jakob Koch (Landtagskandidat), Marius Schlosser (Bezirkstagskandidat), Maria Demmel (OV-Sprecherin)

Wer in einem Dorf lebt und mit dem Bus fahren möchte, muss oft lange warten, wenn überhaupt ein Bus kommt. Wie das endlich geändert werden kann, war Thema beim Runden Tisch, den der OV Reichersbeuern, Greiling, Sachsenkam am Mittwoch, den 26. Juli 2023 im Gasthaus Neuwirt organisiert hatte. Um die Verkehrswende auch bei uns im ländlichen Raum umzusetzen, braucht es vor allem den Willen der Kommunal- und Landespolitik Mobilität als Fakt für alle anzuerkennen, erklärte Jakob Koch, unser Landtagskandidat und Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Infrastruktur und Tourismus im Kreistag. Leider ist der öffentliche Personennahverkehrs – mit Ausnahme der Schüler*innen-Beförderung – immer noch eine freiwillige Aufgabe der Landkreise und kreisfreien Städte. Das heißt, dass wir im Landkreis, um die Finanzierung jeder neuen Linie und Taktverdichtung kämpfen müssen. In dem im Jahr 2021 verabschiedeten Nahverkehrsplan legten wir fest, dass es gewisse Mindeststandards zu erfüllen gibt. So soll es für Ortschaften mit über 900 Einwohner*innen einen 30-Minuten-Takt geben. In kleinen Gemeinden und Flächengemeinden ist das mit Linienbussen leider nur schwer umzusetzen. Eine Lösung, die auch im Nahverkehrsplan steht, ist der bedarfsorientierte Verkehr. Busse können dann per App oder Anruf bestellt werden. Neben der Finanzierung ist ein weiteres Problem bei der Umsetzung der Verkehrswende der Fachkräftemangel. Es fehlt nicht nur an Busfahrer*innen, sondern auch an qualifiziertem Personal in der Verkehrsplanung. Jakob stellte klar: „Wir müssen den Nahverkehrsplan ganz umsetzen. Alle müssen bei uns auch ohne Auto mobil sein können!“  Wenn er in den Landtag gewählt wird, möchte er sich besonders für den Bereich Mobilität einsetzen.

Nach Jakobs allgemeinen Input zum ÖPNV auf dem Land stellte Cornelia Riepe, Grüne Gemeinderätin aus Waakirchen, das Projekt „Bürger fahren Bürger“ vor.  33 Fahrer*innen sorgen in Waakirchen dafür, dass die Bürger*innen achtmal am Tag zwischen den Ortsteilen und dem Bahnhof hin- und herfahren können. Das Projekt ist für die Fahrgäste kostenlos, die Fahrer*innen fahren ehrenamtlich. Dadurch entsteht keine Konkurrenz zum Linienverkehr. Die Kosten für den geleasten Elektrobus mit neun Sitzen, die Versicherung und weitere Nebenkosten werden sowohl von der Gemeinde als auch von Sponsor*innen und Stiftungen getragen. Seit ersten Mai 2023 fährt der Bürgerbus. Die Fahrgastzahlen werden genau erfasst und ausgewertet. Momentan befindet sich das Projekt noch in der Pilotphase. Wie bei regulären Linienbussen braucht es etwas, bis sich das Angebot etabliert hat. Aber das Angebot schafft auch die Nachfrage. Das zeigt sich auch an den guten Verkaufszahlen für das Deutschland-Ticket.  Im Anschluss an die Vorträge gab es eine interessante Diskussion mit allen Anwesenden. Auch wurden Ideen zur Vernetzung über Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg ausgetauscht. Das Thema Mobilität beschäftigt uns alle im Alltag.