Wolf und Bär-schützen und/oder schießen?

v.l.n.r.: Christian Hierneis, MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Friedl Krönauer (Bund Naturschutz), Peter Fichtner (Bay. Bauernverband) und Andreas Wild (KV-Sprecher) ©Janine Hague

„Mit euch kann man gar nicht so schlecht diskutieren“, stellte Peter Fichtner zum Schluss der Veranstaltung „Wolf und Bär-schützen und/oder schießen?“ am 31. August 2023 im Alpenfestsaal in Lenggries fest. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands vertrat in der Diskussionsrunde die Position der Almwirt*innen. Neben Fichtner waren auch Christian Hierneis, tierschutzpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, und Friedl Krönauer, Vorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis, als Experten eingeladen. In zehnminütigen Impulsreferaten stellten sie die verschiedenen Standpunkte zum Thema Umgang mit den Beutegreifern Wolf und Bär bei uns in der Region dar. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Neben rund 80 Teilnehmenden im Festsaal waren auch acht Personen online zugeschaltet.

© Janine Hague

In seinem Vortrag betonte Fichtner die wichtige Bedeutung der Almwirtschaft. Laut Fichtner führt diese zur höchsten Biodiversität in Deutschland. Um diese zu erhalten, ist es notwendig, dass das Weidevieh ausreichend geschützt wird. Herdenschutzzäune sieht Fichtner kritisch, da sie sich wie „der Eiserne Vorhang“ durch die Landschaft zögen und trotzdem keinen vollständigen Schutz garantierten. Nur durch den Abschuss von Wölfen könnten wolfsfreie Zone geschaffen werden, in denen die Weidetiere sicher sind. 

Auch Krönauer ging in seinem Referat zunächst auf die wichtige Rolle die, die Almwirtschaft für unsere Region spielt, ein. Er verstehe die Angst um die Weidetiere. Doch der Bund Naturschutz ist der Ansicht, dass Wölfe nur abgeschossen werden sollen, wenn es keine Alternativen mehr gibt. Auch wenn Herdenschutzmaßnahmen einen hohen Aufwand bedeuten und nicht überall praktikabel sind, gibt es genug positive Beispiele, die deren Wirksamkeit zeigen. Abschüsse alleine können auch kein Gefühl der Sicherheit schaffen, da Wölfe keine Grenzen kennen und aus anderen Gebieten neue dazukommen könnten. 

Als letztes stellte Hierneis die Grüne Position zum Thema dar. Auch die Grünen verfolgen den Ansatz: „Schützen, wo möglich. Entnahme, wo nötig.“ Er sieht Versäumnisse in der Politik ein, die sich eigentlich bereits seit 17 Jahren mit dem Thema beschäftigt. Für den Schutzstatus des Wolfs ist die EU zuständig. Es brauche dringend eine bundesländer- und staatenübergreifendes Wolfsmanagement und die Flora-Fauna-Habitatrichtlinien müssen überarbeitet werden. Zudem müssen Herdenschutzmaßnahmen finanziell gefördert werden. Auch der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir setzt sich für eine pragmatische Lösung ein.

Im Anschluss an die Impulsreferate gab es eine rege Diskussion mit den Teilnehmenden. So sprachen sich mehrere betroffene Almwirte für das Schaffen von wolfsfreien Zonen durch Abschuss aus. Auch wurde das Problem der Zuständigkeiten mehrfach thematisiert. Es wirke so, als würde jede politische Ebene nur auf die nächste verweisen. Konsens bestand allgemein darin, wie wichtig überregionale Zusammenarbeit ist. Die Veranstaltung trug auf jeden Fall schon mal zur regionalen Vernetzung bei.

Andreas Wild, Sprecher des Grünen Kreisverbands und Moderator der Veranstaltung, stellte zum Ende der über zweistündigen Diskussion fest: „Der heutige Abend zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Stimmen derer hören, die es wirklich betrifft.“  Das ist den Grünen wichtig, auch bei Themen wie diesen, mit denen sie sich vielleicht eher schwertun. Bei der abschließenden Umfrage im Publikum dazu, ob Wölfe und Bären „nur geschützt“, „geschützt und geschossen“ oder „nur geschossen“ werden sollen, stimmte eine knappe Mehrheit von 53 Prozent für schützen und schießen, 40 Prozent für nur schießen und 7 Prozent für nur schützen.

Zeitungsartikel zur Veranstaltung von der Süddeutschen Zeitung und vom Tölzer Kurier.