Exkursion der Kreistagsfraktion zum Naturpark Nagelfluhkette

v.l.n.r. : Dr. Andreas Wüstefeld, Klaus Koch, Nikolaus Mair, Alexander Müllejans, Marius Schlosser, Christine Mair, Maria Demmel, Annelies Wiedenbauer-Schmidt, Robert Wiechmann, Hans Urban, Teresa Wimmer, Gerhard Waas, Kreisrat Miesbach Florian Heinl, Thomas Gehring, Rolf Eberhardt, Veronika Böhm, Jakob Koch, Ulrike Küster

„Grenzenlos Lernen und Lenken“- Damit wirbt der Naturpark Nagelfluhkette auf seinen Flyern. Der 2008 gegründete Naturpark im Allgäu ist ein Vorzeige-Projekt für Naturschutz und Tourismuslenkung.  Wie genau der Naturpark etabliert wurde und welche Aufgaben er erfüllt, wollte die Grüne Kreistagsfraktion von Bad Tölz-Wolfratshausen am 28. Juli 2022 direkt vor Ort erfahren. Neben den Kreisrät*innen nahmen der Leiter des Fachbereichs Tourismus Dr. Andreas Wüstefeld und die Klimaschutzmanagerin Veronika Böhm, beide tätig im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, sowie die Grünen Kreisrät*innen aus dem Landkreis Miesbach Ulrike Küster, Robert Wiechmann und Gerhard Waas sowie Marius Schlosser, Wahlkreismitarbeiter von MdB Karl Bär, an der Exkursion teil.

Während der Busfahrt gab Fraktionssprecher Klaus Koch einen Input zum Tourismus im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. 2018, also vor Corona, betrug die Zahl der Gästeankünfte 453.903. Im Durchschnitt blieben die Gäste 3,3 Tage. 1993 waren es im Vergleich dazu noch 7,1 Tage. Die am meisten besuchten Kommunen in unserem Landkreis sind Bad Tölz, Lenggries und Kochel am See. Um die Besucher*innenströme sinnvoll zu lenken, müsse man von der Destinationsmarketingorganisation zur Destinationsmanagementorganisation kommen. Unser Landtagsabgeordneter Hans Urban ergänzte, dass sich nicht nur die Verweildauern, sondern auch die Ansprüche an den Urlaub in den letzten Jahr stark verändert haben. Statt klassischen Kururlaub erwartet die jüngere Generation mehr Action und Abwechslung im Urlaub. Diese Ansprüche gilt es entsprechend umzusetzen und in Einklang mit Natur und lokaler Bevölkerung zu bringen.

Am Informationszentrum  Nagelfluhkette in Immenstadt empfing Thomas Gehring, Vizepräsident des bayerischen Landtags und lokaler Grüner Landtagsabgeordneter, mit dem Geschäftsführer des Naturparks Rolf Eberhardt und Naturpark-Ranger Florian Heinl die Exkursionsgruppe. Rolf Eberhardt stellte die Arbeit des Naturparks und seine Gründungsgeschichte vor. Der Naturpark erstreckt sich über 405 Quadratkilometer, von denen sich etwa 80% in Privatbesitz befinden. 15 Gemeinden aus Deutschland und Österreich sind Mitglied des Naturpark-Träger-Vereins. Insgesamt gibt es 65 Netzwerkpartner. 14 Personen arbeiten auf elf Vollzeitstellen für den Naturpark. Eberhardt betonte, wie wichtig die partnerschaftliche Zusammenarbeit sei und dass der Allgäuer Pragmatismus bei der Umsetzung des Naturparks geholfen habe. Der Naturpark wird zu verschiedenen Anteilen durch die Gemeinden, den Landkreis, das Land Vorarlberg, den Freistaat Bayern, den Bezirk Schwaben sowie durch Projektmittel, Beiträge und Spenden finanziert.

Ziele des Naturparks sind unter anderem der Erhalt der Biodiversität, die Bewältigung der Klimawandelfolgen und das Anstoßen nachhaltiger Entwicklungsprozesse in der Region. Maßnahmen dafür sind zum Beispiel die Wiederherstellung von zerstörten Flächen und das Instandhalten von gut ausgeschilderten Wegen. Eine besonders wichtige Maßnahme ist die Umweltbildung. So können die Schulkinder im Naturpark viel über Artenvielfalt und Naturschutz lernen und gemäß dem Motto „Nur was man kennt, kann man schützen“ ihren Beitrag dafür leisten. Zusätzlich zu den Schulprojekten gibt es auch eine Ausbildung für Junior Ranger und Erlebnisprogramme in den Ferien.

Eberhardt erklärte, dass es keine rechtlichen Einschränkungen für die Flächennutzung durch den Naturpark gebe, dafür aber viele Vorteile. Insbesondere ermögliche er Besucher*innenströme zu lenken und die Leute auf das richtige Verhalten in der Natur aufmerksam zu machen. Zahlen von Gebieten ohne Naturpark belegen, dass nicht mehr Leute kommen, nur weil es einen Naturpark gibt.

Nach diesem interessanten Vortrag und einer kurzen Wanderung durch die wunderschöne Landschaft gab es noch eine Brotzeit mit Allgäuer Käse. Anschließend machte sich die Gruppe auf den Heimweg Richtung Bad Tölz mit vielen spannenden Eindrücken und der Vision, auch im Tölzer Land einen Naturpark zu etablieren.